Dorfchronik Langnau 1900 bis 2020 [Vorschau]

278 Buholzer 279 Dorfchronik Langnau Wie seine Schwester Elisabeth pries auch Rudolf Pfarrer Müller als ausserordentlich anregenden und interessanten Vater, als genialen Märchenerzähler und grossen Bastler. Er schrieb auch, dass er vor allem Unaufrichtigkeit seiner Kinder mit Härte be- strafte. Eingehend würdigte er ihn als Prediger, der sich des Hochdeutschen und der Mundart gleichermassen bediente, der schon am Freitagabend die Predigt sauber aufgeschrieben hatte und sie samstags memorierte. Er lobte die theologisch liberale Haltung des Vaters, die er gegen fundamentalistisch pietistische Kreise seiner Pfarrgemeinde verteidigen musste, aber auch ge- gen die sogenannt «positiven» Theologen, die eine auf philolo- gische und historische Hintergründe sich berufende Auslegung der Bibel ablehnten. 1895 erschien seine «Geschichte der Täu- fer», die zum Teil auf eigenen Recherchen in den entlegenen Täuferhöfen seiner Gemeinde beruhte. Aus diesem Buch spricht alles andere als Geringschätzung für die seit der Reformation grausam verfolgten Anabaptisten, wie sie von ihren Gegnern genannt wurden, sondern im Gegenteil Bewunderung und das Bemühen, dieser religiösen Gemeinschaft Gerechtigkeit wider- fahren zu lassen. Das Werk hat selbst in Täuferkreisen grosse Anerkennung gefunden. Holländische wie amerikanische Täu- fer haben den Langnauer Pfarrer aufgesucht und sind mit ihm in enge Beziehung getreten. Dieses noch heute massgebende Werk brachte seinem Verfasser die Ehrendoktorwürde der Uni- versität Jena ein. Die Verleihung dieser Auszeichnung feierte die ganze Gemeinde freudig mit ihrem Pfarrer. Den Ruf der Uni- versität Bern, der darauf erfolgte, konnte Pfarrer Müller nicht annehmen, weil er als Universitätsprofessor zu wenig verdient hätte, um seine grosse Familie zu ernähren. Laut Sohn Rudolf hatte der Vater später noch einmal an die Universität von Bern berufen werden sollen, seine Kandidatur fiel aber einer Intrige zum Opfer: «Als Ersatzehrung wählte ihn die Synode in die theologische Prüfungskommission, wo er es verstand, dem tro- ckenen Kollegium ein Quäntchen Würze beizugeben. Manchem schlotternden Predigtkandidaten half er durch ein ermunterndes Wort wieder auf die Beine.» Trotz allem blieben dem Sohn die Neigung zu Schwermut und die Einsamkeit seines Vaters nicht verborgen, die vor allem im Alter zum Vorschein kamen. Pfarrer Ernst Müller starb 1927 im Amt, versöhnt mit den zahlreichen Widersprüchen seines Wesens. Renata Egli-Gerber «Elisabeth Müller – Leben und Werk» 1927-1965 Franz Gygax 1936-1961 Karl Walter Dähler 1950-1953 Ernst Heinrich Widmer 1954-1961 Jakob Armin Krähenbühl 1961-1967 Ernst Erismann 1965-1985 Eduard Schläfli 1967-1970 Gerhard Traxel 1971-1980 Wolfram Löbner 1982-1992 Jürg Schild 1905-1916 Adolf Kistler 1917-1935 Max Trechsel Pfarrer/innen und Priester EVANGELISCH-REFORMIERTE RÖMISCH-KATHOLISCHE KIRCHGEMEINDE 1980-83/1991-95 Anna-Katharina Branger-Zysset 1983-1995 Felix Branger 1985-1989 Johnson Eliezer 1989-1993 Urs Koenig seit 1994 Roland Jordi 1995-2003 Peter Ryser 1997-2000 Madeleine Peter 1999-2009 UrsulaWyss Lehmann 2001-2003 Gabriella Schneider 2003-2017 Matthias Zehnder 2003-3007 Gian-Enrico Rossi 2008-2014 Annemarie Beer 2008-2012 Steffen Rottler 2010-2013 Roman Häfliger 2012-2019 Hermann Kocher 2013-2017 Magdalena Ehrensperger seit 2014 Kathrin van Zwieten de Blom seit 2017 Manuela Grossmann seit 2020 Peter Weigl 1982-1996 Hans Bloetzer (kath.) 1954-1982 Johannes Maria Buholzer (kath.) 1989-1997 Marianne Briner 1883-1927 Ernst Müller Gemälde von 1993-2004 Hansueli Minder seit 2004 Priska Friedli 19 00 20 20

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