Dorfchronik Langnau 1900 bis 2020 [Vorschau]

80 Buholzer 81 Dorfchronik Langnau Letzten Donnerstagabend feierte die junge Langnauer Pfadfinderabteilung Hochwacht draussen im Brachliwald Weihnacht. Der Glanz der strahlen- den Lichterbäumchen inmitten des stillen winterlichen Waldes spiegelt aus den Augen der begeisterten Buben wider, wenn sie alte Weihnachtslieder sangen, Gedichte hersagten oder unter der Schweizerfahne, die zwischen den hohen Stämmen hing, Gott und dem Vaterland Treue, dem Nächsten gegenüber Hilfsbereitschaft und dem Pfadfindergesetz Gehorsam gelob- ten. Eindringliche Worte richtete Pfarrer Dähler an die jungen Leute. Die stimmungsvolle Feier wird einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, nicht zuletzt bei den Eltern und Freunden der jungen Pfadfinder, die der Einla- dung zu ihrer ersten Waldweihnacht in ansehnlicher Zahl Folge geleistet haben. Emmenthaler Blatt Unser Ferienheim in Sigriswil erwies sich auch im vergangenen Jahr als eine segensreiche Fürsorgeeinrichtung. In fünf Kolonien während des Som- mers konnten 149 Kinder während 3-4 Wochen dort Aufnahme finden. Von den 180 anfänglich eingeteilten Kindern musste der Kinderlähmungs- epidemie wegen ein ganze Kolonie zurückgestellt werden. Der Gesund- heitszustand war befriedigend, betrug die durchschnittliche Gewichts- zunahme doch 1 kg. Jahresbericht der Jugendfürsorge Langnau Jeweilen an einem der ersten Märzsonntage tagen in Langnau die Genos- senschafter der Amtsersparniskasse Signau. Für dieWirte ist dies immer ein profitlicher Tag. Es erscheinen bei 200 Mann, um ihr grosses Interesse am Institut zu zeigen. Dieses Interesse wird gehoben durch einen Schop- pen Gratiswein pro Besucher und durch ein Taggeld von je 10 Franken. Dazu kommt die übliche Dividende von netto 5 Franken pro Anteilschein und Mann. Diese drei, meist ganz neuen Fünfliber, bringen Schwung und Leben ins Dorf. Im hintersten Krachen des Amtsbezirkes lockt es die Leute vom Ofentritt. Chronik Mauerhofer Bärenwirt Werner Badertscher ist weit in der Schweiz herum bekannt. Küche und Keller sind hervorragend. Dazu ist seit Jahren die Gestalt in ein zünftiges Ausmass gekommen. Gross und mächtig tritt Werner auf. Sein Höhenmass mag bei einem Meter 80 liegen. Der Leibesumfang ist gewaltig. Dazu wiegt er längst seine 153 Kilo. Im Frühjahr verzog sich für einige Wochen eine Kunstmalerin Frl. Christen in den «Bären». Allem nach fand sie Vergnügen an der Kost wie an den hünenhaften Ausmassen des Gastwirtes. Es lohnte sich wohl, den abzukonterfeien. Badertscher ist bereitwillig darauf eingegangen. Nach einigen Tagen habe er die Malerin gefragt: «Bist bald fertig mit dem Bild?» Da sei er nicht gut angekommen. Sie machte ihm klar, das Gemälde sei ihr Eigentum und wäre nur gegen 1500 Franken zu haben. Der «Bären»-Wirt behauptete, von einem fertigen Bild könne keine Rede sein. Vorderhand sähe man nichts darauf als einen gewaltigen Ranzen. Chronik Mauerhofer Im kleinen «Hirschen»-Saal stellt Kunstmaler E. Vögeli aus Lausanne seine Gemälde aus. Herr Vögeli wählt als Motive vorzugsweise die schöne Landschaft des Greyerzerländchens und natürlich das Gebiet seiner enge- ren Heimat Lausanne. Aus unserer Gegend bringt die Ausstellung kein Su- jet, doch erweist der Künstler mit dem Gemälde einer rotbäckigen Emmen- talerin in der Tracht dem Gastort seine Reverenz. Emmenthaler Blatt Wegen notwendig werdenden Reparaturen beschloss die Langnauer Kirch- gemeinde die Renovation des Kirchturmes . Das Gebälk der Turmhaube war baufällig. Einige Köpfe wollten den Anlass benutzen und dem Kirch- turm ein anderes Aussehen geben. Architekt Mühlemann hatte die Absicht, den Turm mit dem langgewohnten Helm zu schmücken. Dagegen wehrten sich die Langnauer. Die vier allseitig ins Turmdach hinaufragenden grossen Zifferblätter sollten beibehalten werden. So geschah es auch. Bei diesem Anlass öffnete man auch die sich in der blechernen Kugel des Turmes be- findliche Kassette, um sie auf ihren Inhalt hin zu überprüfen. Sie enthielt ei- nenWisch verfaulter Papiere und einige Geldstücke. Chronik Mauerhofer 19 38 19 38 In den Schulen tritt die 6 an Stelle der 1 als beste Note; es gibt keine halben Noten mehr. Das Orchester und der Chor des Konzertvereins führen «Der Mes- sias» von G.F. Händel auf. Die Bank in Langnau führt eine Reiseabteilung ein, «für Personen, welche Reisen in der Schweiz oder nach dem Ausland auszuführen gedenken, alles Nötige besorgt und auch Gruppen- und Vereinsrei- sen arrangiert.». In der Konditorei Gerber an der Bernstrasse stellt der Sanitärinstal- lateur F. Fankhauser acht verschiedene Elektrolux-Kühlschränke aus: «Vom kleinsten, an die Wand aufhängbaren oder auf Füssen stehenden bis zum grossen Luxusschrank. Besonders interessant ist ein Modell, das durch eine Petrollampe angetrieben wird.» Der FC Grenchen trägt mit der kompletten erste Mannschaft und dem legendären Torhüter Ballabio ein Propagandaspiel gegen den FC Langnau aus. Es ist das erste Mal, dass in Lang- nau eine Mannschaft der obers- ten Spielklasse der Schweiz spielt. «Du kannst dir nicht vorstellen, diese Angst in der Wöchnerinnenab- teilung, wo ich 1938 mein erstes Kind gebar. In den Spitälern herrsch- te damals eine unglaubliche Tyrannei, die Ärzte bestimmten alles, die Krankenschwestern zitterten vor ihnen, und wir Frauen waren komplett hilflos. Zu acht lagen wir in einem Zimmer, darunter ledige Mütter und Frauen mit eitrigen Entzündungen und Geschlechtskrankheiten. Die Ärzte marschierten in den Krankensaal und befahlen, dass nicht nach- geschöppelt werden durfte bei Babies, welche die Mutterbrust nicht leergetrunken hatten. Die Säuglinge schrien vor Hunger und saugten sich die Däumchen wund. Und wir lagen im Bett. Ich glaube, ich bin in diesen Wochen zehn Jahre älter geworden. Der Gebärsaal war weiss gekachelt, wie eine Metzgerei. Ich war privilegiert, hatte die Mutter und einen Mann. Viele ledige Wöchnerinnen hatten niemanden. Ich erhielt von der Krankenkasse ein Taggeld von zwei Franken. Um die Spital- kosten zu reduzieren, liess ich mich im Hörsaal den Studenten vorfüh- ren, aber du glaubst nicht, wie einem da ist.» «Hanni Schilt erzählt ihr Leben», nach Tonband-Protokollen aufgezeichnet von Judith Giovanelli-Blocher Das Bärauer Anstaltskirchlein wird eingeweiht. Die Kirch- gemeinde Trub überlässt leihweise die aus dem Jahr 1501 stammende Glocke der Benediktinerabtei. Politik Neu im Gemeinderat: FriedrichAeschlimann Bahnbeamter,Schützenweg, Hans Scheid- egger Schreinermeister Bärau, Ernst Lehmann Gasheizer Hübeli Die Einwohnergemeindeversammlung – bewilligt die Kosten für eine Renovation des Sekundarschulhauses. – beschliesst eine Bewilligung einer Subvention an die Autokurse Bärau-Langnau für eine Vertragsperiode von 5 Jahren. – entspricht dem Antrag der Primarschulkommission auf Obligato- rischerklärung des Turnunterrichts für die Mädchen an allen Pri- marklassen der Gemeinde. – hebt den vor Jahren beschlossenen Gehalts- und Lohnabbau beim Gemeindepersonal wieder auf. – sichert dem Kellner Alfred Walter Günther, deutscher Staatsange- höriger, das Gemeindebürgerrecht zu. – sichert der Fliegerin Elfriede Müller, badische Staatsangehörige, das Gemeindebürgerrecht zu. Amt & Würden Pfarrer Walter Dähler (Präs. Kirchenchor), Leni Wehrli Schloss- strasse (Präs. Stenoklub), Gottfried Langenegger (Präs. Reitver- ein), Jakob Burkhardt Geometer (Präs. Verwaltungsrat Ersparnis- kasse), Hauptmann Gasser (Präs. Offiziersgesell.) Neu im Grossen Rat: Franz Berger Kaufmann Kirchturm-Varianten entworfen von Ernst Mühlemann Das Kollegium der Sekundarschule stehend v.l.: Fritz Burri, Paul Röthlisberger, Emil Leuenber- ger, Fritz Vögeli, Berta Schenk sitzend v.l.: Rudolf Zbinden, Rudolf Klopfstein, Dr. Jakob Ruchti, Ida Haas, Ernst Käser, Fritz Haas

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